Forum Katholischer Erwachsenbildung feiert 25-jähriges Bestehen
Bis Freitagnachmittag lädt das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich (Forum KEB) zum Symposium. Die Tagung im Wiener Kardinal König Haus steht anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Forums KEB unter dem Motto „BILDung (in) einer künftigen WELT“.
Zu den „Beiträgen der katholischen Erwachsenenbildung für eine LEBENsWERTE Gesellschaft“ sprachen u. a. Bischof Wilhelm Krautwaschl, Vorstandsvorsitzender Christian Kopf und die Professoren für Religionspädagogik Anton Bucher (Salzburg) und Bert Roebben (Bonn).
Der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Bildung und Schule zuständige Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl betonte in einer Video-Grußbotschaft, dass „Bildung ein Menschenrecht“ ist. Die Herausforderungen angesichts einer sich rasch verändernden Welt seien groß. In Zeiten von weltweit zunehmenden Ungleichheiten, Klimakrise und Krieg sei Bildung umso wichtiger: „Um Menschen Orientierung zu geben, um fundierte Informationen und Fakten zu erhalten, und, um den Menschen Antworten auf ihre Fragen zu geben, ohne, dass sie sich in Meinungsblasen verirren“, begründete Bischof Krautwaschl. Bildung statt Unwissen, Vielfalt statt Einfalt, geistige Weite statt Einengung seien Rezepte für eine gelingende Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, mit denen in der Erwachsenenbildung gearbeitet wird. Dem Forum KEB und den beteiligten Menschen wünsche er „den Segen Gottes und viele weitere Jahre, in denen es gelingt, für die Menschen bildend hilfreich zu sein“.
Vorstandsvorsitzender Christian Kopf, betonte, es sei wichtig, darüber nachzudenken, welche Bildung es auch heute brauche, damit der Mensch sein Menschsein entfalten könne. Zudem gelte es, zu reflektieren, „was an Bildung fehlte, oder was zu wenig im Blick war, dass eine Kirche und Gesellschaft sich in eine so herausfordernde Lage hineinmanövrierte“. Diese Herausforderungen brauchen Menschen, die mitgestalten, „damit die Welt gerechter, friedvoller, mit gegenseitigem Respekt für die Unterschiedlichkeit und für die Talente zuversichtlich Schritte setzen kann“, unterstrich er. „Damit ein Stück Leben in Fülle erlebbar wird.“
Für Bildungsminister Martin Polaschek ist das Forum KEB ein „wichtiger Partner bei der Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung in Österreich“. Es ermögliche „durch sein breit gefächertes, flächendeckendes und niederschwelliges Bildungsangebot Bildungszugänge für sozial und regional benachteiligte Menschen“, alleine die Anzahl von rund 2700 örtlichen Einrichtungen spreche für sich, betonte der Bildungsminister in einer Video-Grußbotschaft. Der Umstieg auf digitale Formate sei „sehr gut gelungen“, wofür allen Akteurinnen und Akteuren Dank gebühre.
Martin Netzer, Generalsekretär des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, hob hervor, dass das zum richtigen Zeitpunkt gewählte Tagungsmotto „Bildung (in) einer künftigen Welt“ angesichts der Flüchtigkeit, Komplexität und Mehrdeutigkeit in der heutigen Zeit eine besondere Aufgabe darstelle: „Die Erwachsenenbildung muss neue Antworten finden“, so sein Auftrag. Denn diese sehe er hier mehr gefordert als etwa die Schulen.
Ein „Plädoyer für Aufklärung als Ziel von Bildung“
Ein „Plädoyer für Aufklärung als Ziel von Bildung“ hielt der Salzburger Professor für Religionspädagogik, Anton Bucher. Bildung soll demnach ganzheitlich sein, nicht nur kognitiv, sondern auch emotional, sozial, ästhetisch, ökologisch. „Institutionen können Bildungsprozesse anregen“, erklärte Bucher, aber die Bildung müsse jede und jeder Mensch selbst leisten, was ein Leben lang möglich sei. In seinem Vortrag hob er Martin Luther und die Reformation hervor. Der Protestantismus sei „zurecht als eine Bildungsmacht bezeichnet worden“. Luther sei es ein Anliegen gewesen, dass jeder Mensch lesen und lernen könne, um in der Bibel Christus zu begegnen und darüber hinaus in weltlichen Belangen: „Wir hätten keine Bildung für alle, wenn wir die Reformation nicht hätten“, unterstrich er. Im Zuge der Gegenreformation habe die katholische Kirche auch nachgezogen, Bucher hob Ordensgemeinschaften wie die Dominikaner und die Jesuiten hervor, die sich früh für Bildung in breiteren Bevölkerungskreisen eingesetzt haben.
Bildung könne es nicht genug geben, sie sei „unerschöpflich“, betonte Anton Bucher in der Diskussion mit dem Publikum, vor allem der Klimabereich bereite ihm hinsichtlich der Bildung Sorgen. In Hinblick auf die Corona-Pandemie betonte er: „Bildung setzt jedoch die Bereitschaft dazu voraus. Impfung setzt Vertrauen in Pharmazie voraus, dass es mich und andere schützen kann.“
Es ist Teil des Lebens, verletzlich zu sein
Bert Roebben, Professor für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, legte den Fokus auf „Vulnerabilität, die Verletzlichkeit von Menschen“. Vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie sei es klarer geworden, dass es eine tiefgreifende existenzielle, aber auch eine spirituelle Erfahrung ist. Roebben stellte die Frage nach dem Lernfaktor für die Zukunft des Bildungsbereichs insgesamt und insbesondere für die religiöse Erwachsenenbildung. „Wir müssen Wege finden, um Prozesse einzubauen und zuzulassen“, betonte er. Dazu gehöre auch das Bewusstsein, dass Zweifel und Unsicherheit und Suchen Teil des Glaubensweges sind. Roebben sprach oft von der „Zerbrechlichkeit“ der Menschen. Zerbrechlich ist für Roebben „jemand, der in der Gesellschaft erfährt, dass er nicht mitmachen kann, dass er oder sie den Standards nicht gerecht wird“. Dabei habe man ein Gefühl von Unvollkommenheit, von nicht Mitmachenkönnen und von Scham, das wahr zu nehmen, benennen zu können, dass auch in spiritueller Begleitung, sei die Aufgabe von guter religiöser Erwachsenenbildung.
„Vulnerabilität“ ist für Roebben einerseits die physische Vulnerabilität, dass man sich krank fühlt, dass man stirbt. Andererseits gebe es auch noch eine spirituelle oder eine psychische Vulnerabilität, dass man sagt: „Ich kann nicht mit.“ Oft werde dann gesagt: „Dann musst du resilient werden.“ Roebben entgegnete: „Aber ich denke, Teil des Lebens ist es grundsätzlich, ein verletzlicher Mensch zu sein.“
Am Abend gab der Wiener Schauspieler Sebastian Klein im Zuge von Best-Practice Beispielen einen Einblick in das Theaterstück „Judas“.
„Ihr seid das Forum KEB“
Bernd Wachter, seit Oktober 2020 Bundesgeschäftsführer, gratulierte dem Forum KEB am Abend bei einer Jubiläumsfeier: „Das Forum KEB gibt es jetzt schon seit 25 Jahren, mich erst seit zwei. Ihr seid das Forum KEB, herzliche Gratulation an euch.“
Moderatorin Mathilde Schwabeneder bezeichnete den stellvertretenden Vorstandsvorsitzendenden des Forums KEB, Hubert Petrasch, als „Zeitzeugen“. Er war dabei, als am 15. April 1997, dem „Geburtstag“ des Forums KEB, die offiziellen Beschlüsse gefasst wurden. Damals wurde aus vier katholischen Dachorganisationen das Forum KEB gegründet. Der Zusammenschluss von 71 kirchlichen Bildungseinrichtungen in ganz Österreich hat heute etwa 700 hauptamtliche und 11.000 ehrenamtliche Mitarbeitende. In diesem Jubiläumsjahr widmeten sich fünf kostenlose Online-Gespräche aktuellen Fragen der Erwachsenenbildung. (Infos: www.forumkeb.at)