Rückenwind für die katholische Erwachsenenbildung aus dem Vatikan
„Katholische Erwachsenenbildung ist weder Katechese noch Evangelisierung“, betonte Melchor Sánchez de Toca, Untersekretär im Dikasterium für die Kultur und Bildung im Rahmen einer Begegnung mit Bischof Wilhelm Krautwaschl und Führungskräften der katholischen Erwachsenenbildung in Österreich. Erwachsenenbildung sei keine kirchliche Nebenbei-Tätigkeit. Es gehe um die Gestaltung unserer Gesellschaft, und dafür brauche es Wissen und Kompetenzen, betonte Sánchez de Toca im Gespräch mit den Vertreter:innen des Forums Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich.
Bischof Krautwaschl erfreut über Offenheit und Interesse aus dem Dikasterium
Der Vorstand des Forums und Verantwortungsträger:innen der Erwachsenenbildung aus den Diözesen tauschten sich im Rahmen einer Studienreise in Rom mit Bischof Wilhelm Krautwaschl, in der Bischofskonferenz für Erwachsenenbildung zuständig, über aktuelle Themen, Trends und Herausforderungen in der Bildungsarbeit mit Erwachsenen aus. Dieser zeigte sich erfreut über die Offenheit und das Interesse an der katholischen Erwachsenenbildung durch das Dikasterium. Katechese und Evangelisierung seien wichtige Themen, aber Bildungsarbeit mit erwachsenen Menschen brauche einen offenen Zugang, und es gelte letztlich auch zu akzeptieren, dass es unterschiedliche Positionen gebe. Das sei eine Bereicherung für die Gesellschaft und auch für die Kirche. Eine Kirche, die nicht diskutiert und um Positionen ringt, würde sich nicht weiterentwickeln und letztlich inhaltlich ausdünnen.
Christian Kopf, Leiter des Bildungshauses Batschuns in Vorarlberg und Vorsitzender der Forums, verwies in diesem Zusammenhang auf die breite Palette der Angebote kirchlicher Erwachsenenbildung. „Es ist uns ein zentrales Anliegen, Fragen der Armut, des Fremdseins von Menschen aber auch der Orientierungslosigkeit im Blick auf die zunehmenden Herausforderungen der Digitalisierung zu thematisieren“, betonte Christian Kopf im Dikasterium im Vatikan. Und Kopf weiter: „Wir machen das in unseren mehr als 70 Mitgliedseinrichtungen jeden Tag und bis in die kleinsten Zellen einer Pfarrgemeinde oder in den Bildungshäusern und Bildungszentren unseres Verbandes. Dazu braucht es auch Mittel der Diözesen und vor allem die klare Haltung der Diözesanleitungen, dass Erwachsenenbildung eben, wie es auch Melchor Sánchez de Toca nannte, keine kirchliche Nebenbei-Tätigkeit ist.“
Ermutigung, Bildungsdialog auf europäischer Ebene zu führen und zu vertiefen
Der Vertreter des Dikasteriums zeigte sich beeindruckt von den vielfältigen Angeboten der katholischen Erwachsenenbildung in Österreich und von den Hunderttausenden Teilnehmer*innen bei mehr als 20.000 Kursen, Seminaren und Vorträgen im Jahr 2022. Gerade hier werde eine Kultur der Hoffnung geprägt. Er ermutigte Bischof Wilhelm Krautwaschl und die Vertreter:innen der Diözesen diese Art der Bildungsarbeit in andere Länder – vor allem des Südens und nach Osteuropa zu bringen. Hier brauche es gezielte und gebündelte Anstrengungen u.a. im Rahmen des Europäischen Verbandes der Katholischen Erwachsenenbildung (FEECA). Das bestätigt auch Hubert Petrasch, Präsident des Verbandes der katholischen Erwachsenenbildung in Europa (FEECA) und Leiter der Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien. Es sei erklärtes Ziel, neue Mitglieder zu gewinnen und den Bildungsdialog auch auf europäischer Ebene zu führen und zu vertiefen. „Es gibt ungemein engagierte Bildungsprojekte in Österreich und bei unseren Partnern in ganz Europa. Hier werden die Fragen nach einem Europa der Hoffnung für möglichst viele Menschen gestellt, und mit innovativen Bildungsprojekten werden auch beispielhaft Antworten gegeben“, so der FEECA-Präsident.